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Aus dem Zoologischen Garten Basel (Direktor: Dr. P. Studer)

Versorgung einer Stosszahnfraktur bei einem 4 Jahre alten männlichen Afrikanischen Elefanten
D. Meier *,.J. Völlm und O. Pagan

Anamnese
Am 16. April 1996 wurde der 4-jährige Elefantenbulle “Pambo“ nach der Mittagspause von den Pflegern mit einem abgebrochenen, stark blutenden rechten Stosszahn angetroffen. Nach den Spuren zu schliessen hatte er offensichtlich versucht, den teilweise beladenen Mistwagen mit seinen Stosszähnen hochzuheben und sich dabei ein ca. 9 cm langes Stück der Spitze des rechten Stosszahns abgebrochen. Als Sofortmassnahme wurde die ,etwa 6 cm, aus dem Zahnstumpf herausragende Pulpa zur Haemostase und Desinfektion mit Novugen®, Chassot (Policresolen) verödet (Abb. 1.) Die .frakturierte Stosszahnspitze zeigt die Dimensionen des leeren Pulpakanals (Abb. 2).

Narkose / Immobilisation
Am folgenden Tag wurde “Pambo“ rund 30 Minuten nach der Prämedikation mit 150 mg Rompun® mit 1.5 ml Immobilon® for Large Animals vollständig immobilisiert. Zur Überwachung der Vitalfunktionen wurden zwei Trachealtuben in die Rüselöffnungen plaziert und mit dem Atemkontrollgerät Apalert® verbunden sowie drei Brustwand­ableitungen zur kontinuierlichen EKG-Kontrolle gelegt (Abb.  3). Nach rund einer Stunde wurden 0.5 ml Immobilon® for Large Animals nachdosiert, um ein ruhiges Arbeiten zu gewährleisten.

Versorgung der Stosszahnfraktur
Die Frakturstelle wurde zuerst mechanisch mit einer Kürette gereinigt und anschliessend mit 3% Wasserstoffsuperoxyd und mit Nebacetin®, Lundbeck (Neomycinsulfat + Bacitracin) desinfiziert. Sobald die Pulpa, bzw. der Zahn von uns berührt wurde, führte das während der ganzen Behandlung zu schmerzhaftem Zucken von “Pambo“.  Mit einem grossen Rosenbohrer wurde nun die Pulpa etwa 1 cm apikal amputiert und der Kanal, damit der spätere Verschluss eine bessere Retention hat, etwas untersichgehend erweitert (Abb. 6). Die starke Blutung (Abb. 7) wurde mit 3% Wasserstoffsuperoxyd und mit einer Tamponade mit Topostasin®, Roche (Thrombin) nach ca. 15 Min. schliesslich zum Stehen gebracht (Abb. 9.). Ledermix® Zement, Lederle (Cortisonderivat Triamcinolon-acetonidum / Breitspektrumantibiotikum Demeclocyclinum-calcium / Eugenolum) und CALXYL®, OCO (Calciumhydroxid + Bariumsulfat) (Abb. 10.) wurde im Verhältnis 1:4 angemischt und mit einem Spatel in die Pulpacavität appliziert (Abb. 11.). Nach erneutem leichtem Bluten wurde die Pulpa mit einer 2. Schicht, die die Cavität zur Hälfte füllte, abgedeckt (Abb. 12.). Verschluss des Pulpakanals durch schichtweises Auftragen von Dentsply, Dyract Compules® (Kompomer = Glasionomerzement und Komposit), Dyract-PSA®, Prime/Adhesive, De Trey (Dentinkleber) (Abb. 13.) und anschliessendem Härten mit der Translux®-Halogenlampe, Kulzer (Abb. 14.). Somit hatten wir einen komplett dichten Verschluss des eröffneten Nervenkanals (Abb. 15.). Zum Schutz des frakturierten Stosszahnes wurde eine in der Schlosserei des Zoos hergestellte Chromstahl-Zahnkappe angepasst und mir 2 Briden befestigt (Abb. 16. und 17.). Während eines Jahres wurde die Schutzkappe regelmässig entfernt und der Zahn und der Verschluss kontrolliert. Der Stosszahn ist normal weitergewachsen und zeigte keinerlei Symptome. Nach einem Jahr wurde “Pambo“ von seiner metallenen Schutzkappe befreit. Der Verschluss war weiterhin dicht. Kleine Stücke der obersten Schicht waren jedoch herausgefallen (Abb. 19.). Der Zahnstumpf zeigte eine etwas bräunlich Farbe. Der rechte geschützte Zahn war etwa 11 cm länger als der linke ungeschützte, was auf die Abnützung des letzteren zurückzuführen ist (Abb. 18.). Am 14. 06. 1997 einige Tage vor dem Transport von “Pambo“ nach Wien machten wir eine letzte Nachkontrolle. Alles war in Ordnung und der Verschluss war weiterhin dicht. Ein weiteres kleines Stück der obersten Schicht des Kunststoffes war herausgefallen (Abb. 20.). Die Braunverfärbung war durch Abnützung weggeschabt worden (Abb. 21.).Bis heute ist der Stosszahn symptomlos geblieben und normal weitergewachsen

* Anschrift der Verfasser:Dr. med. dent. Daniel Meier, Leimenstrasse 57, CH-4051 Basel

   
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